Mit welchen Fragen reflektieren Sie sich selbst?

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Sie werden die drei Fragen «Kenne ich mich?», «Höre ich auf mich?» und «Mag ich mich?» schätzen lernen. Sie sind äusserst kraftvoll. Einige nennen diese Fragen sogar magisch.

Die einfache Frage «Kenne ich mich?» können Sie auf jeden Gedanken und auf jedes Gefühl anwenden. Es geht einfach darum, sich zu hinterfragen, ob Sie sich zum entsprechenden Thema Gedanken gemacht haben. Mehr noch: Haben Sie auch Ihre verinnerlichten Verhaltensweisen, Glaubenssätze und Gefühle reflektiert? Dabei geht es darum, ob Sie sich wirklich durchschaut haben. Weshalb ärgern Sie sich über Dinge und Menschen? Weshalb freuen Sie sich über andere? Sind Sie abhängig von äusserer Bestätigung, oder sind Sie sich selbst genug? Ertragen Sie Einsamkeit und wenn nicht, weshalb? Es geht nicht einmal darum, sich jede Frage abschliessend erklären zu können, denn jede Antwort wirft wiederum zahlreiche Fragen auf. Es geht darum, diese überhaupt zu stellen und sich dabei kennenzulernen. Weshalb sind Ihnen gewisse Dinge und Menschen wichtig und andere nicht? Weshalb nehmen Sie die Welt wahr, wie Sie es tun, und weshalb nehmen andere sie anders wahr? Weshalb geben Sie Menschen und Dingen eine Bedeutung, und was beziehungsweise wer wären sie ohne dies? Weshalb sind einige Menschen Freunde und andere nicht? Fragen stellen heisst neugierig sein, heisst, es besser wissen und machen zu wollen. Fragen stellen, entwickelt Sie. Sie suchen und finden Antworten in sich selbst und in anderen. Hinter all den Fragen vergessen Sie nicht: Sie sind, wie Sie sind. Nicht mehr und nicht weniger. Kennen Sie sich?

«Höre ich auf mich?» Diese Frage befreit Sie aus dem Dunst der Selbsterkenntnis. Denn Selbsterkenntnis mehrt zwar Ihr Wissen über Sie und Ihr Verhalten und dasjenige anderer, aber es ist sinn- und nutzlos, wenn daraus keine Handlungen erwachsen. Es verhält sich wie mit einem von Ihnen erkannten Potential. Wenn Sie mit der erkannten Fähigkeit nicht anzufangen wissen, bleiben Ihre Anlagen ungenutzt. In diesem Sinn ist Potential wertlos. Es wird erst zu einem Wert, wenn es entwickelt und gelebt wird. Es gibt viele Menschen mit grossartigen Gaben, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die ein Leben lang nichts damit anzufangen wissen. Mit der Selbsterkenntnis verhält es sich genau gleich. Was hilft Ihnen die Selbsterkenntnis, sprachlich begabt zu sein, wenn Sie sich vor fremden Menschen und Ländern fürchten? Was hilft Ihnen die Erkenntnis gerne zu führen, wenn Sie sich nicht eine Führungsposition erarbeiten und sich weiterbilden? Die Frage «Kenne ich mich?» ist nur zielführend, wenn Sie die Frage «Höre ich auf mich?» ernst nehmen und handeln. Das ist Handlungskompetenz. Das heisst, wenn Sie wissen, dass Hamburger essen ungesund ist, hören Sie damit auf oder essen Sie viel weniger davon. Wenn Sie erkannt haben, dass Ihr Privatleben zu kurz kommt, dann ändern Sie dies. Wenn Sie Ihren Vorgesetzten nicht verstehen, dann lernen Sie ihn besser kennen. Hören Sie auf sich?

Nur die allergescheitesten Leute benutzen ihren Scharfsinn zur Beurteilung nicht bloss anderer, sondern auch ihrer selbst.

Marie Freifrau von Eber-Eschenbach

«Mag ich mich?» Eine Antwort ist einfach. Wenn Sie auf sich hören, mögen Sie sich. Tun Sie dies nicht, mögen Sie sich auch nicht. Sich mögen heisst, über einen guten Selbstwert zu verfügen. Überprüfen Sie sich selbst. Wohin haben Sie Ihr Wissen um all die Dinge verdrängt, die Ihnen schaden und die Sie trotzdem tun? Nährt es Ihren Selbstwert, zu wissen, dass Sie sich ungesund ernähren? Dass Sie zu faul sind? Dass Sie im Kreis Ihrer Familien nicht präsent genug sind? Dass Sie die Unordnung auf Ihrem Pult nicht längst aufgeräumt haben? Nein, dies stärkt Ihr Selbstbewusstsein keinesfalls. Sie haben ein schlechtes Gewissen. Aber Sie sind nicht Superman, Sie haben Schwächen und leben Nachlässigkeiten. Doch wenn Sie sehen, dass Sie Ihr Auto in den Abgrund steuern, bitte bremsen Sie. Sie sind Ihren eingefahrenen schlechten Angewohnheiten weniger ausgeliefert als Sie denken. Ist es nicht ein Rätsel, dass wir Menschen immer wieder wider besseren Wissens handeln? Dass wir zu viel fernsehen, zu wenig schlafen, uns zu wenig bewegen? Es gibt Menschen, die essen sich zu Tode. Denken Sie, diese Menschen mögen sich? Sie sind gefangen in ihren Abhängigkeiten und Süchten. Also, erlauben Sie sich, Ihr schlechtes Gewissen zu managen und zu organisieren. Ein Beispiel: Ein Kunde rief an, weil er mit seiner Unordnung nicht mehr sein konnte. Der Coach besuchte ihn, weil er sich ein Bild davonmachen wollte. Und wirklich, sein Arbeitsplatz war dermassen mit Papiertürmen, Ordnern und Zeitschriften überdeckt, dass keine freie Fläche mehr blieb. Es handelte sich um mehrere fast Meter hohe Papierstösse. Am Boden rund um den Arbeitsplatz sah es nicht viel besser aus. Da war einzig ein kleiner Beistelltisch mit zwei Stühlen, die fast frei von Unrat geblieben waren. Der Mann setzte sich zum Coach so, dass er das ganze Elend im Rücken hatte und es nicht sehen musste. Er wirkte sehr bedrückt. Die Unordnung wiegte schwer, es fühlte sich an wie das manifestierte schlechte Gewissen schlechthin. Es erdrückte einen, es war zum Verzweifeln. Im Gespräch mit dem Coach zeigten sich zwei Lösungswege, die Unordnung zu besiegen. Weg eins, man könnte jeden Papierberg von unten nach oben abbauen. So würden zuerst die alten Dokumente bearbeitet. Doch der Weg in die Ordnung wäre auf diese Art und Weise lange und mühsam, und der Berg des schlechten Gewissen hinderlich, weil er noch lange Zeit präsent sein würde. Weg zwei war einfacher. Der Kunde holte einige grosse Abfallsäcke und stopfte alles hinein. Dann trug er diese auf die Strasse und warf sie alle in den Container. Als er zurückkam, setzte er sich strahlend an seinen Arbeitsplatz. Er mochte sich wieder. Gewiss würde er in Zukunft der einen oder anderen Schwierigkeit begegnen, weil er auch wichtige Unterlagen weggeworfen hatte. Aber die Erleichterung über das Ende des schlechten Gewissens und das Verschwinden des Arbeitsberges überwog eindeutig. Jetzt konnte er wieder arbeiten. Mögen Sie sich?

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Photo: iStock

© Thomas Nast, Nast Leadership Training

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