Ist Macht ein Tabuthema?

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Haben Sie sich persönlich bereits tiefgehend mit dem Thema Macht auseinandergesetzt? Üben Sie privat und geschäftlich Macht vorbildlich aus? Oder benennen Sie es um, zum Beispiel in dem Sie sagen, dass Sie einen gewissen Einfluss auf Ihre Umgebung ausüben? Wenn Sie Führungspersönlichkeiten danach befragen, sagen die einen, dass es Ihnen wichtig sei, Einfluss zu haben. Doch die meisten behaupten geradeheraus, dass Sie an Macht nicht interessiert sind oder mit diesem Begriff nichts anzufangen wissen. Macht ist ein Tabuthema.

Dabei werden die Begriffe Herrschaft und Macht oft verwechselt. Der Begriff Macht ist ambivalent: Einerseits ist menschliches Zusammenleben kaum ohne Machtbeziehung zu denken, andererseits zeigen viele der bisherigen Erfahrungen, dass die Machtausübung einiger schnell zur Ohnmacht vieler führen kann. Trotzdem ist es problematisch, davon auszugehen, dass Macht automatisch mit Gewalt verbunden ist. Sie kommt dem Menschen als freier Wille zu. Das heisst nichts Anderes als dass die Menschen in der Lage sind, in der Weise auf die Welt einzuwirken, wie sie es für sinnvoll halten.Das hat dort seine Grenzen, wo es zu Interessenkonflikten kommt; dann setzt sich der Mächtigere durch.

Die Gerechtigkeit ist ohnmächtig ohne die Macht; die Macht ist tyrannisch ohne die Gerechtigkeit. Blaise Pascal

Erfrischend ist die Einsicht von Alfred Herrhausen, des früheren Vorstandvorsitzenden der Deutschen Bank. In einem Interview zum Thema Macht sagte er schlicht und einfach, seine Einstellung zu Macht sei positiv. Die meisten Menschen lassen sich nicht auf ein Gespräch zum Thema Macht ein. Macht hat man doch über Macht spricht man nicht. Menschen mit Macht haben kein Interesse darüber zu sprechen. Sie wollen sich nicht rechtfertigen. Doch der Preis dieses Tabus ist hoch. Die Leadership -Tugend Selbstreflexion bleibt auf der Strecke. Die Folgen davon sind eine ungeschickte und unprofessionelle Ausübung von Einflussnahme auf andere Menschen. Ohne eine Reflexion des eigenen Autoritätsanspruches und des eigenen Dominanzverhaltens ist das Ausüben von Macht mehr als fragwürdig.

Wir unterscheiden verschiedene Formen legitimer Macht wie Legitimationsmacht (durch Befugnisse), Sanktionsmacht (durch Belohnung und Bestrafung), Expertenmacht (durch Beeinflussung von Wissen und Fähigkeiten), Referenzmacht (durch die Identifikation der Mitarbeiter mit der Führungskraft) und charismatische Macht.

Wir begegnen der Macht überall. Am Arbeitsplatz aber auch in unseren persönlichen Beziehungen. Gerade in privaten Beziehungen ist das Ausüben von Macht und sein Gegenstück, das Aushalten von Ohnmacht, alltäglich. David Schnarch hat dies wie folgt auf den Punkt gebracht:

Solange die Partner von wechselseitiger Bestätigung abhängig sind, kontrolliert immer die Person, die das geringere Bedürfnis nach Intimität hat, den Grad an Intimität in der Beziehung.

Die Macht an und für sich ist neutral. Es ist wie beim Anwenden von Kommunikationstechniken. Es kommt darauf an, wie sie jemand anwendet, welche Ethik ihr zugrunde liegt.

Stellen Sie sich dazu die folgenden abschliessenden Fragen:

  • Ist es möglich, gerecht zu sein?
  • In welchen Situationen bin ich in Frage gestellt worden?
  • Bin ich mit Sanktionen (und dem Aussprechen von Sanktionen) im Reinen?
  • Ertrage ich die Konsequenzen von Sanktionen, die ich ausspreche?

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Photo: iStock

© Thomas Nast, Nast Leadership Training

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