Geben und nehmen

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Gibt es in Ihrem Umfeld Menschen, die Ihnen die Energie rauben? Man nennt sie Sauger oder freundlicher Nehmer. Sie stehen gerne im Mittelpunkt. Sie geben an. Sie fragen uns aus. Aber sie teilen sich nicht mit. Zum Glück gibt es auch andere Mitmenschen: Tauschende und Geber. Wer sind Sie? Wie geben und nehmen Sie?

Die klassischen Netzwerker sind die Tauschenden. Sie bauen sich darüber auf, dass sie sich überlegen, wer ihnen irgendwann nützlich sein könnte und wem Sie deshalb bei nächster Gelegenheit etwas geben sollten. Sie führen in ihrem persönlichen Milchbüchlein Buch darüber, wem sie was, wann gegeben haben. Sie erwarten etwas zurück. Tauschen ist okay und durchaus besser, als nur zu nehmen. Tausch ist das in unserer DNA einprogrammierte Verhalten: Ich gebe dir, wenn du mir gibst. Daran ist nichts auszusetzen.

Es gibt auch die Geber. Das sind diejenigen, die nichts zurückerwarten. Intelligente Geber gestalten Win-Win Situationen, in denen alle profitieren können. Adam Grant, Autor von «geben und nehmen», meint, dass Geber oft ganz unten auf der Erfolgsleiter stehen. Lohnt es sich also nicht, zu geben? Nicht zwingend, denn genauso häufig stehen sie ganz oben. Woher also der Unterschied?

Erfolgreiche Geber

  • geben nicht an Nehmer: Sie achten darauf, nur an Menschen zu geben, die selbst gern geben, oder an Menschen, die tauschen. Nehmer ignorieren sie, denn diese ziehen Energie aus dem System.
  • nehmen gern für andere: Wenn Geber etwas nehmen, beispielsweise um einen Gefallen bitten, dann tun sie dies häufig für einen Dritten. Sie verschaffen sich also nicht selbst einen Vorteil.

Wie sieht dies auf der Unternehmensebene aus? Stimmt zwischen ihnen und der Firma, für die Sie arbeiten, das Verhältnis von geben und nehmen? Werden Sie angemessen für Ihre Loyalität entlöhnt? Stimmt das Verhältnis von Anerkennung, Lob und Zuspruch? Und wie ist es umgekehrt: Geben Sie Ihr Wissen, Ihre Bildung, ja Ihren Lebenssaft in das Unternehmen für das Sie acht, zehn oder zwölf Stunden täglich arbeiten? Wie sieht die Waage aus? Sind die Schalen ausgeglichen?

Die Überlebenszeit eines Unternehmens im westlichen Wirtschaftsraum beträgt durchschnittlich 15 Jahre. Dann hat es sich neu erfunden, oder es existiert nicht mehr. Deshalb kann der Deal zwischen Mitarbeitenden und Unternehmen nicht mehr der Alte sein: Sicherheit gegen Arbeitskraft. Arbeitnehmer, jedenfalls die Besten, lassen sich auch nicht mehr wie Zitronen ausquetschen. Sie verlassen ein Unternehmen, das auf solche Art und Weise mit seinem Kapital, mit seinen Mitarbeitenden umgeht, rechtzeitig. Zielführend für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitsnehmer ist ein qualitativ gutes Arbeitsumfeld, Flexibilität in Bezug auf die Arbeitszeiten, die Führungsqualität und die Fähigkeit zu Sinnvermittlung. Auch die Unterstützung des Arbeitgebers in Bezug auf die Arbeitsmarktfähigkeit seiner Angestellten ist ein wichtiger Punkt. Dafür werden sich Arbeitsnehmer erkenntlich zeigen. Denn diese sind häufig Tauscher. Innovation ist machbar, wenn Arbeitgeber und Arbeitnehmer sich im Geben und Nehmen einig sind.

© Thomas Nast, Nast Leadership, Bern

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